
Ist ein Yoga-Stil besser als der andere?
Eine systematische Übersichtsarbeit vergleicht die Effekte der wichtigsten Yoga-Richtungen. Alle helfen, aber nicht alle sind für jeden geeignet.
Bei einer mittlerweile auf eine beträchtliche Anzahl von verfügbaren Yoga-Stilen angewachsenen Auswahl steht man bisweilen vor der Qual der Wahl, welche Yoga-Richtung denn nun die richtige für die individuelle Problemstellung ist.
In einer sekundären Analyse von Daten [1], die zuvor im Rahmen einer bibliometrischen Analyse erhoben worden sind [2], beschäftigten sich Wissenschaftler der Klinik für Naturheilkunde und Integrativen Medizin am Knappschaftskrankenhaus in Essen mit der Fragestellung, ob die Ergebnisse randomisierter Yoga-Studien Rückschlüsse hinsichtlich einer potenziellen Überlegenheit einzelner Yoga-Richtungen erlauben.
Wirksamkeit von Yoga bei chronischen Nackenschmerzen
Ein Yogaprogramm gegen Schmerzen und funktionelle Einschränkungen
Ein Yogaprogramm gegen Schmerzen und funktionelle Einschränkungen
ISBN: 978-3-86864-035-9
Erscheinungsjahr: 2013
16,30 EUR
Zum Shop »Insgesamt wurden 306 randomisierte kontrollierte Studien in die Analyse einbezogen, in denen 52 verschiedene Yoga-Stile untersucht wurden. Die bekanntesten unter ihnen waren Hatha Yoga, Iyengar Yoga, Pranayama Yoga und die integrative Yogatherapie*. Ein Yoga-Stil wurde erst dann explizit als relevant identifiziert und kategorisiert, wenn er in mindestens 15 Studien eine Rolle als Intervention spielte. Über die Hälfte der Studien (rund 57%) verwendete eine unbehandelte Gruppe als Kontrolle, in den restlichen Untersuchungen dienten andere Therapien als Vergleich.
In mehr als 90% aller analysierten Studien erzielte Yoga als Intervention oder Präventionsmaßnahme ein positives Resultat. Allerdings konnten die Wissenschaftler statistisch betrachtet keine Unterschiede zwischen den Yoga-Richtungen entdecken, was die Häufigkeit positiver Ergebnisse betrifft – alle Yoga-Stile waren in den Studien nahezu gleichermaßen erfolgreich.
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Hatha Yoga: Oberbegriff für körperorientierte Yoga-Stile (Hatha = Gewalt, Kraft), Fokus liegt hier auf der Anstrengung bei der Ausübung der Yogahaltungen, oft auch unter Berücksichtigung spezieller Atemtechniken und meditativer Elemente
Iyengar Yoga: Entwickelt von B.K.S. Iyengar, der besonders viel Wert auf die korrekte Ausübung der einzelnen Yogahaltungen (Asanas) legte, oft auch unter Nutzung von Hilfsmitteln wie Gurten oder Klötzen
Pranayama Yoga: Oberbegriff für yoga-basierte Atemtechniken, bei denen bewusst verschiedene, an der Atmung beteiligte Muskelgruppen aktiviert werden, wie z.B. das Zwerchfell sowie Bauch-, Brust- und Beckenbodenmuskeln
Integrative Yogatherapie: Enwickelt von S.V.Y.A. Samasthana, beinhaltet spezielle Yoga-Haltungen, Atemtechniken, Meditation und Entspannung auf der Basis alt-indischer Texte
Einschätzung
Angesichts der überbordenden Flut verschiedener Yoga-Richtungen, deren Vielfalt möglicherweise dem wachsenden Interesse am Yoga in der westlichen Welt geschuldet ist, erscheint die vorliegende systematische Analyse, die den Aspekt einer potenziellen Überlegenheit einzelner Yoga-Stile zum ersten Mal unter wissenschaftlichen Gesichtspunkten betrachtet, der Entscheidungsfindung hinsichtlich einer Yoga-Richtung als Therapie oder präventive Maßnahme, als zuträglich. Zwar vermuten die Autoren, dass einzelne atembasierte Yoga-Stile in der Behandlung einzelner Erkrankungen wie Asthma erfolgreicher als andere sind, letztendlich ist jedoch entscheidend, ob man sich mit den Spezifika einer Yoga-Richtung arrangieren kann. Bei der Entscheidung für einen Stil spielen sicher auch Aspekte wie Alter und Grunderkrankungen eine Rolle. Grundsätzlich gilt: Probieren geht über Studieren!
Literatur
1. Cramer H, Lauche R, Langhorst J, Dobos G. Is one yoga style better than another? A systematic review of associations of yoga style and conclusions in randomized yoga trials. Complement Ther Med 2016; 25:178-187 Abstract
2. Cramer H, Lauche R, Dobos G. Characteristics of randomized controlled trials of yoga: a bibliometric analysis. BMC Complement Altern Med 2014; 14: 328 Abstract
