Lindert schwedische Massage Verstopfungssymptome bei Kindern?

61 Kinder im Alter zwischen 4-10 Jahren (Durchschnittsalter 6.36±1.77, 41% Mädchen, 59% Jungen) mit diagnostizierter chronischer Verstopfung wurden in die Studie eingeschlossen und zufällig in zwei Gruppen eingeteilt. 28 Kinder bildeten die Kontroll-Gruppe und erhielten die Standardbehandlung in Form eines Abführmittels (Polyethylenglykol in der Dosis 0.5g/kg Körpergewicht). Die anderen 33 Kinder erhielten zusätzlich eine schwedische Bauchmassage in insgesamt 12 Sitzungen, aufgeteilt auf zwei Sitzungen pro Woche über einen Zeitraum von sechs Wochen. Die schwedische Bauchmassage beinhaltet sowohl Effleurage (streichende Bewegungen), sanften Druck sowie Vibrationen im Bereich des Dünn- und Dickdarms, als auch Kneten des Bauchbereichs und kreisende Bewegungen im Uhrzeigersinn. (2) Vor und nach der Intervention wurden die Stuhlbeschaffenheit, erfasst mittels Bristol Stool Scale (BSS), und der Schweregrad der Verstopfungssymptome, ermittelt über die Constipation Assessment Scale (CAS) untersucht.

In Punkto Stuhlbeschaffenheit hatten sich beide Gruppen gleichermaßen verbessert: Zur Baseline wies der BSS in beiden Gruppen Typ 1 oder 2 aus, nach der Intervention zeigte sich eine Verlagerung hin zu den Typen 3 und 4 (höhere Typennummern bedeuten weicheren Stuhl, wobei Typ 1 und 2 auf eine Verstopfung hindeuten und Typ 4 das Ideal darstellt). Einen signifikanten Gruppenunterschied gab es nicht.

Hinsichtlich des Schweregrades der Verstopfungssymptome gab es in der Abführmittel-Gruppe keine signifikante Verbesserung im CAS, die Werte sanken nur geringfügig von 14.54±1.57 auf 14.18±1.56 (niedrigere Werte sind besser). In der Gruppe, die zusätzlich die schwedische Massage bekommen hatte, gab es hingegen eine signifikante Reduktion der Symptome von 14.70±1.29 auf 10.21±1.45. Das spiegelt sich auch in der Frequenz der sogenannten Überlaufinkontinenz wider, die hier signifikant von 3.82±1.33 Tagen der Woche auf 2.70±1.33 gesunken war, in der Kontrollgruppe jedoch nur leicht von 3.79±1.59 auf 3.57±1.20 Tage in der Woche.

Vor dem Hintergrund dieser Studie lässt sich folgern, dass eine zusätzliche schwedische Bauchmassage keinen Vorteil gegenüber Abführmittel allein bietet, was die Beeinflussung der Stuhlbeschaffenheit angeht, sich wohl aber günstig auf die Symptombelastung auswirkt. Unklar ist jedoch, was genau diesen Effekt verursacht haben könnte: Waren es tatsächlich die spezifischen Massage-Anwendungen oder spielt auch die erfahrene Zuwendung eine Rolle? Ebenso dürfte sich der verringerte Stress der Eltern durch die Symptomlinderung positiv ausgewirkt haben und hat den Effekt ggf. noch verstärkt. Eine Verblindung konnte logischerweise nicht stattfinden, allerdings hätte man einen Studienarm mit einer Scheinmassage hinzufügen können, um ein klareres Bild hinsichtlich eventueller Placebo-Effekte zu erhalten. Abschließend ist zu kritisieren, dass zwar Ernährungsempfehlungen ausgegeben wurden, das tatsächliche Ernährungsverhalten und z.B. auch die Flüssigkeitsaufnahme nicht überprüft wurden. Zukünftige Studien sollten diese Faktoren miteinbeziehen.