Komplementäre und
Integrative Medizin
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Basilikum: Ein Kraut gegen Depressionen und Angst?

Basilikum: Ein Kraut gegen Depressionen und Angst?

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Depression Phytotherapie

Weltweit leiden mehr als 350 Millionen Menschen an Depressionen (2), wobei in vielen Fällen gleichzeitig Angststörungen assoziiert sind (3). Angststörungen werden chronisch, sofern sie nicht behandelt werden – und leider sind nicht einmal 20% der Betroffenen in adäquater Therapie (4,5). Neben kognitiver Verhaltenstherapie kommen pharmakologisch vor allem Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRIs) zum Einsatz (6), die zwar wirkungsvoll sind, aber auch unerwünschte Begleiterscheinungen wie sexuelle Dysfunktion oder Schlafprobleme verursachen können (7). Der Bedarf an verträglichen pflanzlichen Mitteln ist daher groß. Eine aktuelle Studie aus dem Iran (1) stellt die Wirksamkeit von Basilikum (Ocimum basilicum, auch bekannt als Königskraut) auf den Prüfstand. Denn es gibt bereits Hinweise darauf, dass seine bioaktiven Bestandteile möglicherweise die GABA-Übertragung und den BDNF-Spiegel beeinflussen (8,9).

Studienaufbau

Insgesamt 60 Patient*innen, die sich wegen schwerer Depression (BDI ≥ 20) und Angststörung (HAM-A ≥ 18) in einer psychiatrischen Klinik aufhielten, wurden in die Studie eingeschlossen. Alle Proband*innen erhielten standardmäßig 50-100 mg des SSRIs Sertralin pro Tag. Zufällig wurden zwei Gruppen gebildet: 30 Teilnehmende nahmen zusätzlich zum Sertralin täglich 5 mg Basilikum-Sirup vor dem Schlafengehen ein, während die anderen 30 Teilnehmenden 5 mg eines Placebo-Sirups bekamen. Der echte Sirup enthielt pro 5 ml 1100 mg wässrig-alkoholischen Extrakt aus getrockneten Basilikum-Blättern (Gesamtpolyphenolgehalt 15.8±08 mg GAW/ml), wohingegen es sich beim Placebo-Sirup und gefärbtes Zuckerwasser handelte. Die Dauer der Intervention betrug vier Wochen. Interessant: Den Teilnehmenden wurde wie üblich nicht mitgeteilt, in welcher Gruppe sie sich befanden – alle Proband*innen wurden allerdings über das Ziel der Studie aufgeklärt und darüber, dass sie entweder einen Basilikum- oder einen Placebo-Sirup erhalten würden.

Ergebnisse

Zu Beginn lag die im BDI erreichte Punktzahl im Mittel bei 39.44±5.67 in der Basilikum- und bei 40.3±6.6 in der Placebo-Gruppe. Nach den vier Wochen waren die Werte auf 21.04±6.34 bzw. 29.57±4.62 gesunken – damit war die Reduktion in der Basilikum-Gruppe signifikant größer als in der Placebo-Gruppe.
Die erreichte HAM-A Punktzahl betrug zu Beginn der Studie im Mittel 33.19±4.68 in der Basilikum- und 34.53±6.44 in der Placebo-Gruppe und war nach der Intervention auf 12.81±4.48 bzw. 24.8±5.82 gesunken, womit hier ebenfalls die Reduktion in der Basilikum-Gruppe signifikant größer ausfiel, als in der Placebo-Gruppe.
In Anbetracht der Schwellenwerte für BDI und HAM-A ließ sich in der Basilikum-Gruppe nach der Studie eine Verschiebung von schwerer zu milder Angst sowie von schwerer zu mittelschwerer Depression feststellen.

Einschätzung

Die Ergebnisse knüpfen an Beobachtungen der Effekte einer verwandten Art (Ocimum tenuiflorum) an (10). Zu kritisieren ist, dass sich die Proband*innen in den beiden Gruppen, auch wenn sonst eine gute Vergleichbarkeit gegeben war, hinsichtlich des Alters signifikant unterschieden (Durchschnittsalter 34±11 Jahre in der Bailikum-Gruppe und 40±12 Jahre in der Placebo-Gruppe). Ebenso ist nicht ganz auszuschließen, ob der Geruch des Sirups nicht vielleicht doch verraten hat, ob es sich um den Basilikum-Extrakt oder das Placebo gehandelt hat. Folgestudien sollten zudem die Zahl der Proband*innen erhöhen und eine längere Nachbeobachtungszeit einplanen, um Aussagen über die Langzeitwirkung von Basilikum zu ermöglichen.

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Literatur zu "Basilikum: Ein Kraut gegen Depressionen und Angst?"

1) Talaei M, Zare K, Hashemi Y, Pahlevani AH, Fakhraei B, Namjooyan F, Hashempur MH, Kouhpaye A, Mosavat SH. Basil (Ocimum basilicum) to Alleviate Anxiety in Patients With Major Depressive Disorder: A Randomized Placebo-Controlled Clinical Trial. Brain Behav. 2025 Nov;15(11):e70994. doi: 10.1002/brb3.70994. PMID: 41236933; PMCID: PMC12617443. Link

2) Summergrad, P. 2016. “Investing in Global Mental Health: The Time for Action Is Now.” Lancet Psychiatry 3, no. 5: 390–391. Link

3) Schulz, P. E. , and Arora G.. 2015. “Depression.” Continuum (Minneapolis, Minn) 21, no. 3: (Behavioral Neurology and Neuropsychiatry): 756–771. 10.1212/01.CON.0000466664.35650.b4. Link

4) Kasteenpohja, T. , Marttunen M., Aalto‐Setälä T., Perälä J., Saarni S. I., and Suvisaari J.. 2016. “Treatment Adequacy of Anxiety Disorders Among Young Adults in Finland.” BMC Psychiatry 16, no. 1: 1–13. Link

5) Roberge, P. , Normand‐Lauzière F., Raymond I., et al. 2015. “Generalized Anxiety Disorder in Primary Care: Mental Health Services Use and Treatment Adequacy.” BMC Family Practice 16, no. 1: 1–11. Link

6) Craske, M. G. , and Stein M. B.. 2016. “Anxiety.” Lancet 388, no. 10063: 3048–3059. 10.1016/s0140-6736(16)30381-6. Link

7) Marks, S. 2023. “A Clinical Review of Antidepressants, Their Sexual Side Effects, Post‐SSRI Sexual Dysfunction, and Serotonin Syndrome.” British Journal of Nursing 32, no. 14: 678–682. 10.12968/bjon.2023.32.14.678. Link

8)  Dhama, K. , Sharun K., Gugjoo M. B., et al. 2023. “A Comprehensive Review on Chemical Profile and Pharmacological Activities of Ocimum basilicum .” Food Reviews International 39, no. 1: 119–147. Link

9) Seyed, M. A. , Ayesha S., Azmi N., et al. 2021. “The Neuroprotective Attribution of Ocimum basilicum: A Review on the Prevention and Management of Neurodegenerative Disorders.” Future Journal of Pharmaceutical Sciences 7, no. 1: 139. Link

10)  Lopresti, A. L. , Smith S. J., Metse A. P., and Drummond P. D.. 2022. “A Randomized, Double‐Blind, Placebo‐Controlled Trial Investigating the Effects of an Ocimum tenuiflorum (Holy Basil) Extract (HolixerTM) on Stress, Mood, and Sleep in Adults Experiencing Stress.” Frontiers in Nutrition 9: 965130. Link

Michèl Gehrke, M.A.
Michèl Gehrke, M.A.

Pressesprecher

Telefon: 0201 56 305 61