Curcumin gegen Postpartale Depression
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Depression Phytotherapie
Postpartale Depression und Ängste sind leider nicht ungewöhnlich bei Erstgebärenden. Sie können sowohl die Mutter-Kind-Bindung negativ beeinflussen als auch zu sexuellen Problemen führen. Prävention und Behandlung sind daher wichtig, der Einsatz von Medikamenten ist während des Stillens jedoch eingeschränkt. Könnte Curcumin, der Hauptbestandteil von Kurkuma, ein Lösungsansatz sein? Eine aktuelle Studie (1) liefert Erkenntnisse.
Schwangerschaft und Geburt sind einschneidende, lebensverändernde Ereignisse. Sie gehen ebenso mit körperlichen wie psychischen Veränderungen einher: Die Anforderungen an einen selbst, aber auch an die Beziehung zum Partner verändern sich, eine Anpassung an die neue Rolle als Mutter (und Vater) ist herausfordernd. Im ersten Monat nach der Geburt sind daher Ängste nicht selten, treten in etwa 30% der Fälle auf. (2,3) Dies kann die Oxytocinausschüttung und Milchproduktion verringern und sich negativ auf das Selbstbewusstsein der Mutter auswirken. (4) Starke Angstzustände erhöhen wiederum das Risiko einer Postpartalen Depression (5), etwa 10-15% der Erstgebärenden sind weltweit davon betroffen (6) – ein Risiko für die Mutter-Kind-Bindung (7) und eine Gefahr für die Beziehung zum Partner (8). Der Einsatz von Medikamenten ist wegen möglicher Nebenwirkungen und einem Eintrag der Wirkstoffe in die Milch eingeschränkt, weshalb iranische Wissenschaftler nun die Wirkung von Curcumin prüften.
Die Babyfibel
Homöopathie, Schüßler-Salze, Heilpflanzen u.v.m. für Schwangere und junge Mütter
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ISBN: 978-3-945150-52-8
Erscheinungsjahr: 2016
12,00 EUR
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Insgesamt 96 Frauen, die in den letzten 12 Stunden ein Kind zur Welt gebracht hatten und zu diesem Zeitpunkt nicht unter einer Depression litten, nahmen an der Studie teil. Es wurden randomisiert zwei Gruppen gebildet: 48 Frauen nahmen für einen Zeitraum von acht Wochen einmal täglich eine Kapsel mit 500 mg Curcumin ein, die anderen 48 Frauen erhielten stattdessen ein Placebo. Die Teilnehmerinnen wussten dabei nicht, welcher Gruppe sie zugeordnet waren. Das mittlere Alter in der Curcumin-Gruppe lag bei 28.0 Jahren, in der Placebo-Gruppe bei 29.1. Im Schnitt hatten die Frauen mit 22.3, respektive 23.2 Jahren geheiratet und der BMI war mit 29.5 in beiden Gruppen gleich.
Ergebnisse
Als Messinstrumente kamen der Edinburgh Postnatal Depression Scale (EPDS) und Postpartum Specific Anciety Scale Research Short-Form (PSAS-RSF) zum Einsatz. In der Curcumin-Gruppe sank der mittlere Wert im EPDS von 2.1 vor der Intervention auf 1.8 nach der Intervention, in der Placebo-Gruppe stieg er hingegen an von 2.2 auf 4.4 (höhere Werte sind schlechter, ein Wert von 12 oder höher deutet auf eine Depression hin). Der Unterschied zwischen beiden Gruppen hinsichtlich der Depressions-Werte war damit signifikant nach der Intervention.
Der mittlere Wert im PSAS-RSF sank in der Curcumin-Gruppe von 20.5 auf 18.6, während er in der Placebo-Gruppe sowohl vor als auch nach der Intervention bei 20.1 lag und sich somit nicht verbessert hatte. Auch hinsichtlich der Angst-Werte schnitt die Curcumin-Gruppe also nach acht Wochen signifikant besser ab, als die Placebo-Gruppe.
In der Curcumin-Gruppe berichteten vier Frauen von gastrointestinalen Symptomen wie Übelkeit oder Bauchschmerzen als Nebenwirkungen, in der Placebo-Gruppe eine Teilnehmerin.
Einschätzung
Auf Grundlage dieser Studie könnte Curcumin tatsächlich ein kosteneffizientes und wirksames Mittel gegen postpartale Angst und Depression sein. Als mögliche Wirkmechanismen führen die Autoren die Modulation der Monoaminoxidase an, die zu einer Erhöhung der Konzentration von Noradrenalin, Serotonin und Dopamin an den Synapsen führt (9-11) sowie die Regulation der HPA-Achse und Dämpfung von oxidativem Stress (12).
Offen bleibt, ob 500 mg die optimale Dosis darstellt oder andere Curcumin-Dosierungen besser wirken könnten. Auch die Dauer der Intervention war mit acht Wochen relativ kurz, zumal eine Postpartale Depression in den ersten 12 Monaten nach der Geburt auftreten kann. Folgestudien sollten diese Aspekte berücksichtigen und auch eine größere Zahl von Probandinnen einschließen.
Literatur zu "Curcumin gegen Postpartale Depression"
1) Hamlbar EP, Mirghafourvand M, Shaseb E, Kamalifard M. The effect of curcumin on postpartum depression and anxiety in primiparous women: a double-blind randomized placebo-controlled clinical trial. BMC Complement Med Ther. 2025 Apr 25;25(1):157. doi: 10.1186/s12906-025-04798-x. PMID: 40281561; PMCID: PMC12023657. Link
2) Britton JR. Maternal anxiety: course and antecedents during the early postpartum period. Depress Anxiety. 2008;25(9):793–800. Link
3) van der Veldt M, Lok P, Pop-Purceleanu M, Tendolkar I, van Eijndhoven P. Anxiety disorders during pregnancy and the post-partum period. Tijdschrift Voor Psychiatrie. 2015;57(6):415–23. Link
4) Kianpour M, Mansouri A, Mehrabi T, Asghari G. Effect of lavender scent inhalation on prevention of stress, anxiety and depression in the postpartum period. Iran J Nurs Midwifery Res. 2016;21(2):197. Link
5) Marc I, Toureche N, Ernst E, Hodnett ED, Blanchet C, Dodin S, Njoya MM. Mind-body interventions during pregnancy for preventing or treating women’s anxiety. Cochrane Database of Systematic Reviews 2011(7). Link
6) Anokye R, Acheampong E, Budu-Ainooson A, Obeng EI, Akwasi AG. Prevalence of postpartum depression and interventions utilized for its management. Ann Gen Psychiatry. 2018;17:1–8. Link
7) Santos IS, Matijasevich A, Tavares BF, da Cruz Lima AC, Riegel RE, Lopes BC. Comparing validity of Edinburgh scale and SRQ20 in screening for post-partum depression. Clin Pract Epidemiol Mental Health. 2007;3(1):1–5. Link
8) Ngai F-W, Ngu S-F. Predictors of maternal and paternal depressive symptoms at postpartum. J Psychosom Res. 2015;78(2):156–61. Link
9) Barua CC, Sharma D, Devi PV, Islam J, Bora B, Duarah R. Nutraceuticals and bioactive components of herbal extract in the treatment and prevention of neurological disorders. Treatments, nutraceuticals, supplements, and Herbal Medicine in Neurological disorders. edn.: Elsevier; 2023. pp. 577–600.
10) Joshi P, Bisht A, Joshi S, Semwal D, Nema NK, Dwivedi J, Sharma S. Ameliorating potential of curcumin and its analogue in central nervous system disorders and related conditions: a review of molecular pathways. Phytother Res. 2022;36(8):3143–80. Link
11) Yoon S, Iqbal H, Kim SM, Jin M. Phytochemicals that act on synaptic plasticity as potential prophylaxis against stress-induced depressive disorder. Biomolecules Ther. 2023;31(2):148. Link
12) Lopresti AL. Potential role of curcumin for the treatment of major depressive disorder. CNS Drugs. 2022;36(2):123–41. Link



