Komplementäre und
Integrative Medizin
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Hypertonie: Sind Rotwurzel-Salbei-Infusionen eine Option?

Hypertonie: Sind Rotwurzel-Salbei-Infusionen eine Option?

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Bluthochdruck Phytotherapie

An Bluthochdruck – einem bedeutenden Risikofaktor für kardiovaskuläre Morbidität und Mortalität – leiden weltweit über 1,3 Milliarden Menschen. (2-4) Konventionelle blutdrucksenkende Medikamente wie ACE-Hemmer oder Calciumantagonisten sind zwar wirksam, allerdings wird die Langzeiteinnahme durch Arzneimittelresistenz oder Nebenwirkungen in manchen Fällen erschwert. (5,6) Die vorliegende Studie (1) prüft daher das Potenzial von Rotwurzel-Salbei-Infusionen in der Behandlung.

Rotwurzel-Salbei ist ein traditionelles chinesisches Arzneimittel und hat vielversprechende kardiovaskuläre Schutzeigenschaften gezeigt.
Moderne pharmakologische Untersuchungen haben aufgezeigt, dass seine wichtigsten bioaktiven Bestandteile, darunter Tanshinone und Salvianolsäuren, Entzündungshemmend und Antioxidantisch wirken und zur Verbesserung der Endothelfunktion beitragen.

Die Randomisierung erfolgte anhand einer computergenerierten Zufallszahlenfolge, die von einem unabhängigen Statistiker erstellt wurde. Die Zuordnung der Teilnehmer erfolgte über ein zentralisiertes Randomisierungssystem, um die Zuordnung geheim zu halten und eine Verzerrung bei der Auswahl zu vermeiden.

Studienaufbau: Rotwurzel-Salbei versus Placebo über 12 Wochen

Insgesamt wurden 256 Proband*innen mit Hypertonie-Diagnose (systolischer Blutdruck ≥ 140 mmHg und/oder diastolischer Blutdruck ≥ 90 mmHg) eingeschlossen und in zwei Gruppen randomisiert: Die eine Hälfte erhielt über einen Zeitraum von 12 Wochen einmal täglich intravenös eine Infusion von Rotwurzel-Salbei (Salvia miltiorrhiza, Dosis: 20 ml verdünnt in 200 ml einer 5%igen Glucoselösung), während die andere Hälfte eine Placebo-Lösung in gleicher Menge, gleicher Frequenz und Dauer erhielt. Weder die Patient*innen noch das verabreichende Personal wussten, ob es sich um die Rotwurzel-Salbei- oder Placebo-Lösung handelte. Die routinemäßige Einnahme von Blutdrucksenkern, Cholesterinsenkern oder Herzrhythmusmitteln war während des Studienzeitraums nicht gestattet.

Vor und nach den 12 Wochen wurde der Blutdruck mittels 24-h-Monitoring überwacht, Hypertonie-assoziierte Symptome per Symptomschweregradskala erfasst, Blutfettwerte und Blutzuckerwerte untersucht sowie die Lebensqualität mittels SF-36-Fragebogen erhoben.

Ergebnisse

In der Rotwurzel-Salbei-Gruppe reduzierte sich der systolische Blutdruck signifikant von 150.96±12.92 mmHg (Baseline) auf 136.78±10.28 mmHg (nach 12 Wochen), wobei die Senkung bereits ab der vierten Woche statistische Signifikanz erreicht hatte. Der diastolische Blutdruck sank von 92.80±9.44 mmHg auf 85.36±8.37 mmHg. Innerhalb der Placebo-Gruppe gab es hingegen keine signifikanten Änderungen des Blutdrucks. Dementsprechend zeigten sich im Vergleich beider Gruppen miteinander ab der vierten Woche signifikante Unterschiede im systolischen und diastolischen Blutdruck zugunsten der Rotwurzel-Salbei-Gruppe.

Ebenso erfuhren die Patient*innen in dieser Gruppe signifikante Verbesserungen der Symptome Kopfschmerz, Schwindel und Erschöpfung, während es bei den Proband*innen der Placebo-Gruppe keine signifikanten Veränderungen der Symptomatik gab.

Während des Interventionszeitraums zeigte sich in der Rotwurzel-Salbei-Gruppe eine signifikante Verbesserung sowohl des Lipid- als auch Nüchternblutzuckerspiegels. Die Werte für Gesamtcholesterin (TC), das „schlechte“ Low-Density-Lipoprotein-Cholesterin (LDL-C) und Triglyceride (TG) reduzierten sich um 9,6%, 11,8% bzw. 11,1%. Gleichzeitig stieg der Wert des „guten“ High-Density Lipoprotein-Cholesterin (HDL-C) um 14,3% an – dieser Anstieg war in der Interventions-Gruppe signifikant größer als in der Kontroll-Gruppe. Außerdem nahm der Nüchternblutzuckerspiegel in der Interventions-Gruppe kontinuierlich ab von 5.29±0.70 mmol/L auf 5.06±0.50 mmol/L. Auch diese Reduktion war statistisch signifikant. In der Kontroll-Gruppe wurde mit einer Änderung von 5.37±0.73 mmol/L auf 5.23±0.76 mmol/L hingegen keine statistische Signifikanz erreicht.

Im SF-36-Fragebogen zeigten sich bei den Proband*innen aus der Rotwurzel-Salbei-Gruppe signifikante Verbesserungen in allen Bereichen der Lebensqualität, wobei die größten Sprünge bei „Vitalität“ (22.1 Punkte mehr im Vergleich zur Baseline) und „körperliche Funktionsfähigkeit“ (15.6 Punkte mehr) gemacht wurden. In der Placebo-Gruppe gab es in keinem Bereich der Lebensqualität signifikante Veränderungen.

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Einschätzung

Die Anwendung der Salvia miltiorrhiza-Lösung erzielte in der vorliegenden Studie im Mittel eine Blutdrucksenkung von 14 mmHg systolisch und 7 mmHg diastolisch über einen Zeitraum von 12 Wochen, was durchaus vielversprechend ist. Bemerkenswert ist insbesondere, dass im Vergleich mit Placebo bereits ab der vierten Woche signifikante Verbesserungen erzielt wurden; obendrein scheint die Wirkung demnach früh einzusetzen.

Es wäre wünschenswert, dass zukünftige Arbeiten diese Ergebnisse bestätigen – idealerweise über einen längeren Zeitraum als nur 12 Wochen, um auch Aussagen über die Langzeitwirkung und -verträglichkeit des Rotwurzel-Salbeis zu ermöglichen.

Literatur zu "Hypertonie: Sind Rotwurzel-Salbei-Infusionen eine Option?"

1) Li P, Jiang Z, Dong L, Wang S, Qi J, Zhu L. Effects of Dan Shen (Salvia miltiorrhiza) on blood pressure management in hypertensive patients: a randomized controlled trial. Blood Press. 2025 Dec;34(1):2532523. doi: 10.1080/08037051.2025.2532523. Epub 2025 Jul 20. PMID: 40658027. Link

2) Mills KT, Stefanescu A, He J. The global epidemiology of hypertension. Nat Rev Nephrol. 2020;16(4):223–237. doi: 10.1038/s41581-019-0244-2. Link

3) World Health Organization. Global report on hypertension: the race against a silent killer. Geneva, Switzerland: World Health Organization; 2024. Link

4) Jenkins S, Cross A, Osman H, et al. Effectiveness of biofeedback on blood pressure in patients with hypertension: systematic review and meta-analysis. J Hum Hypertens. 2024;38(10):719–727. doi: 10.1038/s41371-024-00937-y. Link

5) Todd OM, Knight M, Jacobs JA, et al. Pharmacologic treatment of hypertension in older adults. Clin Geriatr Med. 2024;40(4):629–644. doi: 10.1016/j.cger.2024.04.004. Link

6) Hamrahian SM, Maarouf OH, Fülöp T. A critical review of medication adherence in hypertension: barriers and facilitators clinicians should consider. PPA. 2022;16:2749–2757. doi: 10.2147/PPA.S368784. Link

Michèl Gehrke, M.A.
Michèl Gehrke, M.A.

Pressesprecher

Telefon: 0201 56 305 61